Mit Familien im Austausch – das Kind im Fokus
Wenn es ein Geheimnis des Erfolges gibt, so ist es das: Den Standpunkt des anderen zu verstehen und die Dinge mit seinen Augen zu sehen.
(Henry Ford)
Im Kita-Alltag finden täglich Tür- und Angelgespräche statt und es gibt immer wieder Gelegenheiten, um mit den Eltern ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Dennoch ist es besonders bedeutsam, sich bewusst Zeit zu nehmen, wenn es darum geht, das Kind in den Mittelpunkt der gemeinsamen pädagogischen Bemühungen zu stellen.
Jedes Kind hat ein Recht auf qualitätvolle Bildung und optimale Förderung. Dies ist nur dann möglich, wenn ein intensiver Austausch zwischen seinen Bildungsbereichen – der Kita und der Familie – stattfindet. Schließlich kann das Kind am besten in einer Umgebung lernen, in der es sich wohlfühlt. Von einem regelmäßigen Austausch, unter anderem im Rahmen von Entwicklungsgesprächen, profitieren alle. Denn regelmäßige Entwicklungsgespräche sind ein Qualitätsmerkmal pädagogischer Arbeit. Im Rahmen der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft nehmen sie einen wichtigen Stellenwert ein.
Wozu dient ein Entwicklungsgespräch?
In einem Entwicklungsgespräch bespricht man die Stärken des Kindes, seine Interessen und Themen. Wünsche, Erwartungen und Besonderheiten können dabei ebenso zur Sprache kommen. Es geht um das Wohlbefinden und den gesamten Entwicklungsverlauf des Kindes. Erziehungsvorstellungen von Familien und Erzieher:innen werden abgeglichen.
Entwicklungsgespräche dienen also dazu, gemeinsam die Entwicklung, Bildung und Erziehung des Kindes zu betrachten. Denn durch den Austausch ergänzen sich die verschiedenen Perspektiven auf das Kind – und das Verständnis füreinander wächst und wächst.
Demzufolge können Kita und Eltern gemeinsame Ziele für die Bildung und Erziehung des Kindes vereinbaren. Denn, gemeinsam festgelegte Ziele führen zu einer größeren Transparenz und einer gelingenden Umsetzung – Hand in Hand. Transparenz bedeutet hier, dass die pädagogischen Fachkräfte und die Bezugspersonen stets im Austausch über die Belange des einzelnen Kindes stehen. Entwicklungsgespräche sind ein positiver Anlass und eine Chance, das Kind in den Mittelpunkt der gemeinsamen pädagogischen Bemühungen zu stellen. Familien haben großes Interesse daran, Rückmeldungen und Informationen zum Verhalten, den Interessen, Spielpartner:innen und der Entwicklung ihrer Kinder zu bekommen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenIn unserer YouTube-Reihe 1×1 der Pädagogik nehmen wir regelmäßig unter dem Motto: Was ist eigentlich…?! einen pädagogischen Begriff unter die Lupe. So auch die Frage: Was ist eigentlich ein Entwicklungsgespräch?!
Welche Merkmale zeichnen ein Entwicklungsgespräch aus?
Entwicklungsgespräche sind ziel- und ergebnisorientiert. Es geht im Entwicklungsgespräch nicht darum, zu plaudern. Stattdessen sollen Inhalte, Ziele und Methoden für die individuelle Förderung des Kindes erarbeitet werden.
Entwicklungsgespräche bauen auf systematischen Beobachtungen der Fachkräfte und deren fundierter Dokumentation auf.
Entwicklungsgespräche sind geplant und gut vorbereitet. Nur mit Vorbereitung können sinnvolle Bildungs- und Erziehungsziele formuliert werden. Entwicklungsgespräche finden deshalb nicht spontan statt, sondern bieten allen Beteiligten genügend Zeit sich darauf vorzubereiten.
Entwicklungsgespräche weisen Struktur auf. Wenn der Ablauf des Gespräches allen Teilnehmer:innen bekannt ist, gelingt es, dass sich auch alle entsprechend vorbereiten und beteiligen können.
Entwicklungsgespräche finden in offener Atmosphäre statt. Alle Beteiligten sollen sich akzeptiert und willkommen fühlen. Es geht nicht darum, wer Recht hat – vielmehr sollen sich die verschiedenen Perspektiven gegenseitig ergänzen.
Und wie oft finden Entwicklungsgespräche statt?
In den Bildungsplänen gibt es hierzu unterschiedliche Aussagen. Da Kinder ihre Kompetenzen immerfort entwickeln und Grenzen erweitern, wäre mindestens zweimal im Jahr optimal. Des Weiteren sollten zusätzliche Entwicklungsgespräche eingeplant werden, wenn besondere Situationen dies erfordern, z.B. am Ende der Eingewöhnungsphase, im Übergang zur Schule, bezüglich Inklusion, Trennung der Eltern…
Entwicklungsgespräche – zusätzlicher Stress oder Chance für alle Beteiligten?
Obwohl im Kita-Alltag schon etliche Tür- und Angelgespräche geführt wurden, führt das offizielle Setting eines Entwicklungsgesprächs häufig zu Unsicherheit seitens der pädagogischen Fachkräfte und der Familien. “Was wird die Fachkraft über mein Kind erzählen? Ist alles gut?”
Haben die Eltern Fragen, die ich nicht beantworten kann? Sind sie zufrieden mit meiner pädagogischen Arbeit?
Entwicklungsgespräche sind eine Chance und sollten nicht negativ besetzt sein. Es werden per se keine Probleme besprochen. Vielmehr bieten sie Familien und pädagogischen Fachkräften die Möglichkeit, die verschiedenen Perspektiven auf das Kind zu ergänzen und mehr Verständnis füreinander zu gewinnen. Und oftmals bietet der intensive Austausch auch die Chance, sich gegenseitig nochmal anders oder neu kennenzulernen.
Verschiedene Perspektiven ermöglichen ein facettenreiches Bild.
“Im Tanzsportverein hat Leonie so viele Freunde, weil sie so offen und aktiv ist”, erzählen die Eltern. “In der Kita hat Leonie Probleme, auf andere Kinder zuzugehen und spielt meistens alleine”, sagt die Erzieherin.
In Entwicklungsgesprächen treffen immer mal wieder unterschiedliche Sichtweisen auf das Kind aufeinander. Wichtig ist, daran zu denken, dass es nicht die eine richtige Perspektive gibt und es somit auch nicht ums Recht-Haben geht.
Es kann unterschiedlichste Gründe haben, warum die familiären Bezugspersonen ein Kind anders wahrnehmen als die pädagogischen Fachkräfte. Jeder Mensch passt sein Verhalten an seine Umgebung an und so ist es vollkommen natürlich, dass sich ein Kind in der Kita anders zeigt als zuhause.
Außerdem spielt die individuelle, subjektive Wahrnehmung eine große Rolle. Jede Mutter, jeder Vater ist ebenso individuell, wie jede pädagogische Fachkraft. Eltern unterscheiden sich nicht nur in ihren Lebenslagen und ihrem kulturellen, finanziellen und sozialen Hintergrund. So sind auch die Bedürfnisse und Erwartungen an die Kita sehr unterschiedlich. Damit ein Entwicklungsgespräch erfolgreich zum Ziel führt, gilt es, sich auf diese Bedürfnisse individuell einzustellen. Weiterhin ist eine wertschätzende und respektvolle Haltung hier von großer Bedeutung.
Sie suchen eine Fortbildung für Erzieher:innen zu diesem Thema?
- Praxis-Kurs
Wir bieten zu diesem Thema einen exklusiven Online-Kurse für pädagogische Fachkräfte an. Dieser Kurs richtet sich an alle Erzieher:innen, Tagesmütter und Tagesväter, die ihre Kompetenzen zum Thema Entwicklungsgespräche erweitern wollen. Sie erhalten dort praxisnahe Impulse und Ideen für den pädagogischen Alltag.
Literatur:
Glöser, B. (2019): Miteinander sprechen. Gelingende Gespräche in der Kita. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder.
Groot-Wilken, B. (2007): Entwicklungsgespräche in der Kita. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder.
Jaszus R./ Ackermann A. (Hrsg.) (2021): Sozialpädagogische Lernfelder für Erzieherinnen und Erzieher. Handwerk und Technik