Pädagogische Dokumentation

Wie Beobachtungen den Entwicklungsprozessen der Kinder mehr Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Bedeutung verleihen

Das Beobachten der Kinder ermöglicht es, ihre Themen und Bedürfnisse zu entdecken, aufzugreifen und angemessen darauf zu reagieren. Bei der Dokumentation geht es wiederum darum, die Beobachtungen oder Ereignisse nachvollziehbar darzustellen. Sie dient dazu, sicherzustellen, dass die individuellen Aspekte der kindlichen Entwicklung nicht vergessen werden oder durch bloße Erinnerungen verzerrt werden.

In pädagogischen Kontexten sind das Beobachten und Dokumentieren von zentraler Bedeutung für professionelles pädagogisches Handeln. Es geht darum, jedes Kind in seinem individuellen Entwicklungsprozess wahrzunehmen.

Die pädagogische Dokumentation ist in diesem Sinne die persönliche Qualitätskontrolle der Erzieher:innen. Sie stellt sicher, dass die Entwicklung jedes Kindes transparent begleitet werden kann. Helen Knauf (2017) hat für die pädagogische Dokumentation folgende Qualitätskriterien benannt:

  • Systematik

  • Regelmäßigkeit

  • Stärkenorientierung

  • Bildungsorientierung

  • Kontextbezug

  • Partizipation

Die pädagogische Dokumentation soll demnach einem bestimmten Konzept folgen und kontinuierlich, d.h. nicht nur anlassbezogen, durchgeführt werden. Dabei sollen die Stärken und Fähigkeiten des Kindes im Mittelpunkt stehen sowie Elemente, die bildungsrelevante Aspekte zeigen. Wichtig ist, dass die Aktivitäten oder Werke der Kinder in ihren jeweiligen Kontexten betrachtet und dokumentiert werden, ohne den Bezug zu verlieren. Ein wesentlichen Qualitätsmerkmal ist zudem die (entwicklungsentsprechende) Beteiligung der Kinder an ihrer eigenen Dokumentation.

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Verschiedene Formen der pädagogischen Dokumentation

Die Dokumentation kann auf verschiedene Arten erfolgen. Die gewählte Methode hängt einerseits davon ab, ob die pädagogischen Fachkräfte bestimmte Beobachtungsverfahren anwenden und andererseits davon, zu welchem Zweck eine Beobachtung oder ein Ereignis dokumentiert wird. So geben beispielsweise systematische Beobachtungsbögen die Dokumentationsform bereits vor.

Es ist wichtig, zu beachten, dass der Begriff “Dokumentationsformen” nicht mit dem Begriff “Beobachtungsverfahren” gleichbedeutend ist. Während Beobachtungsverfahren das Ziel und die Systematik der Beobachtung (und zuweilen deren Dokumentation) vorgeben, bezieht sich der Begriff “Dokumentationsform” auf die Art und Weise wie etwas festgehalten wird. Die Dokumentation in der Kita kann folgende Formen haben:

  • schriftliche Dokumentation

  • Dokumentation mittels Fotos

  • Video- und Sprachaufzeichnungen

  • Zeichnungen und/oder Werke eines Kindes

Während die schriftliche Dokumentation vor allem als Erinnerungsstütze dient, können mittels Fotos bestimmte Situationen greifbar gemacht werden. Digitale Medien bieten weitere Formen der Dokumentation. Das bewegte Bild in Videosaufnahmen ermöglicht auch Außenstehenden eine Situation mitzuerleben – oder auch den beteiligten Fachkräften und Kindern diese nochmals zu betrachten. Sprachaufzeichnungen unterstützen dabei, die Sprachentwicklung eines Kindes nachzuvollziehen und ermöglichen dem Kind zudem, im wahrsten Sinne des Wortes “zu Wort” zu kommen. Schließlich können auch Zeichnungen oder Werke des Kindes Aufschluss über dessen Interessen und individuelle Perspektiven geben.

Partizipation der Familien an der Dokumentation

Dokumentation schafft für die Familien Einblick in den Kita-Alltag. So können die Bezugspersonen nachvollziehen, was ihr Kind erlebt und sich auf Grundlage der Dokumentation mit ihm austauschen. Dadurch gewinnen die Eltern und weitere Bezugspersonen Vertrauen. Dies ist wiederum eine wichtige Grundlage für eine gelingende Zusammenarbeit mit den Familien. 

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Für die allermeisten Eltern ist es von großer Bedeutung zu erfahren, wie ihr Kind den Tag in der Kita verbringt, mit welchen Aktivitäten es sich beschäftigt und wie es sich entwickelt. Daher äußern einige auch den Wunsch, einmal „Mäuschen“ in der Kita spielen zu wollen. Sie wollen teilhaben an dem, was ihr Kind erlebt.

Da es für die familiären Bezugspersonen zeitlich oft nicht möglich ist, im Kita-Alltag zu hospitieren, bietet in diesem Zusammenhang der Einsatz von digitalen Dokumentationsformen vielerlei Chancen. So geben beispielsweise Fotos oder Videoaufnahmen Einblicke in den Kita-Alltag und machen es für die Eltern möglich, dabei zu sein. Ebenso lassen sich damit Lern- und Bildungsprozesse besonders gut aufzeigen. Eine kurze Sequenz aus dem Sportraum oder ein Foto von einem entstandenen Bauwerk sind eine wunderbare Grundlage für ein Entwicklungsgespräch und den Austausch mit den Eltern.

Die Dokumentation ist grundsätzlich darauf ausgerichtet, die Teilhabe aller Beteiligten zu ermöglichen. Sowohl pädagogische Fachkräfte als auch Kinder und Eltern haben daran teil, um gemeinsam die Entwicklung und Erlebnisse des Kindes zu reflektieren. Die Dokumentation fördert somit die Partizipation von Eltern, Kindern und Erzieher:innen. Durch die Zusammenarbeit ergänzen sich die Perspektiven auf das Kind. Ähnlich wie bei einem Puzzle entsteht ein vollständiges Bild von der Entwicklung des Kindes erst, wenn alle zusammenarbeiten. Darauf aufbauend können alle Beteiligten die kindliche Bildungsbiografie reflektieren und unterstützen.

Literatur:

Knauf, H. (2017): Bildungsdokumentation ins Zentrum rücken – eine Leitungsaufgabe. KiTa NRW 6/2017, 142–144.

Knauf, H. (2019): Bildungsdokumentation in Kindertageseinrichtungen. Prozessorientierte Verfahren der Dokumentation von Bildung und Entwicklung. Wiesbaden: Springer VS.

Lepold, M., Lill, T., Tuffentsammer, M. (2021): Digitale Beobachtung und Dokumentation in der Kita. Freiburg: Verlag Herder.

Viernickel, S.; Völkel, P. (2017): Beobachten und Dokumentieren im pädagogischen Alltag. Freiburg: Verlag Herder.

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