Eingewöhnung und Übergang in der Kita

Anfang und Ende oder ein gemeinsamer Prozess?

Die Eingewöhnung und der Übergang in der Kita. Der Neuanfang auf der einen Seite – und der Abschied auf der anderen Seite. Doch auch wenn es so scheint, sind diese beiden Begriffe keine Gegensätze, sondern gehen vielmehr Hand in Hand.

Was steckt hinter Übergängen in der Kita?

Wenn in der Einrichtung von Übergang oder Übergängen die Rede ist, dann ist damit meist der Übergang der Kinder von der Kindertageseinrichtung in die Schule gemeint.

Doch ursprünglich deckt der Begriff des Übergangs noch viele weitere Situationen ab. Ganz allgemein beschreibt ein Übergang alle Ereignisse, die für Kinder bedeutsam sind sowie Ereignisse, die Veränderungen mit sich bringen und bewältigt werden müssen. Kinder stehen hierbei in kurzer Zeit vor vielen neuen Entwicklungsaufgaben, auf die sie reagieren müssen. Das kann die verschiedensten Formen annehmen. Zum Beispiel der Eintritt in einen neuen Sportverein, das erste Mal mit einem Flugzeug vereisen, ein Umzug etc.

In einem Übergang verändert sich die Rolle und Identität eines Kindes. Übergänge sind Schlüsselsituationen für die individuelle Entwicklung und die Bildungslaufbahn von Kindern. Diese Phase muss sehr sensibel begleitet werden und verläuft sehr individuell.

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Die Eingewöhnung als Übergang

All diese Merkmale beziehen sich auch auf den Neuanfang des Kindes in der Einrichtung. Denn dieser Schritt gilt als bedeutsam. Er bringt Veränderungen mit sich. Und die Kinder müssen diese Ereignisse bewältigen. Das heißt, die Eingewöhnung in die Kita stellt auch gleichzeitig einen Übergang dar!

Übergänge und Eingewöhnungen können also nicht losgelöst voneinander betrachtet werden.

Und so gestaltet es sich auch bei dem Übergang der Kinder von der Kita zur Schule. Denn während dieses Übergangs findet gleichermaßen auch eine Art Eingewöhnung der Kindergartenkinder in den Schulalltag statt. Die Kinder werden schon in der Kita auf ihre neue Lebenssituation als Schulkind vorbereitet. Sie besuchen bereits vorab mit der Gruppe das Schulgelände oder lernen die Lehrkraft kennen.

Die Bedeutung der Eingewöhnung in der Kita

Während der Eingewöhnung in Krippe oder Kita öffnen sich für alle Beteiligten neue Perspektiven und Chancen zur Weiterentwicklung. Rolle und Identität verändern sich. So werden die Kinder zu Krippen- oder Kitakindern und deren Eltern werden zu Krippen- oder Kitaeltern...

Die Eingewöhnung ist ein wichtiger Grundstein bei allen Übergängen. Das ist völlig klar! Betrachten wir uns selbst: Niemand möchte ins kalte Wasser geworfen werden. Wenn Erwachsene einen neuen Lebensabschnitt beginnen, wie beispielsweise einen neuen Job, sind wir ebenfalls dankbar für einen einfühlsamen und auf unsere Bedürfnisse zugeschnittenen Start. Es erleichtert uns den Beginn, wenn sich jemand die Zeit nimmt, uns in die neuen Aufgaben einzuweisen und uns Programme, Personen und Abläufe erklärt.

Genauso geht es auch den Kindern, denen eine neue Lebensphase bevorsteht. Damit die Kinder ihren jeweiligen Übergang gut bewältigen können, brauchen sie eine gute Eingewöhnung. Egal ob es sich um den Übergang in eine Kindertageseinrichtung oder in eine Schule handelt. Diese Phase muss sehr sensibel begleitet werden. Übergänge sollten individuell auf das jeweilige Kind zugeschnitten sein.

Eingewöhnung als gemeinsamer Prozess von Kita und Familie

Um der sensiblen Situation der Eingewöhnung gerecht zu werden, braucht es die Beteiligung mehrerer Personen. Dieser Prozess kann nur erfolgreich sein, wenn sich alle Beteiligten aktiv und bewusst in das Geschehen einbringen: Die Kinder, deren Familien und die pädagogischen Fachkräfte.

Mit einem Übergang beginnt für die Kinder und Familien ein neuer Lebensabschnitt. Verbunden mit diesem Übergang ist ein bunter Mix an Emotionen und Ereignissen. Um den Kindern und Familien Sicherheit zu geben, ist es in dieser Zeit besonders wichtig, dass sie von offenen Ohren und Armen begleitet werden.

“Aus einem bewältigten Übergang geht [...] [ein] Kind mit gestärktem Selbstbewusstsein, neuen Sicherheiten und neu gewonnenen Kompetenzen hervor.”

Durch das Miteinander in der Zusammenarbeit zwischen Kita und Familie wird ein stabiles Konstrukt gespannt. Dieses fängt die Kinder auf und gibt ihnen Halt.

Illustration eines Portfolio-Buches in grün

Übergangs-Buch

Es ist spannend mit den Kindern und/ oder deren Familien ein gemeinsames Übergangs-Buch oder auch Eingewöhnungs-Buch zu gestalten. Darin werden alle Dinge festgehalten, die für das Kind bedeutsam sind. Egal ob mit Fotos, selbst gemalten Bildern oder Briefen an das Kind. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das Ziel des Übergangs- bzw. Eingewöhnungs-Buch ist es, dass das Kind etwas Bekanntes in die neue Situation mitnehmen kann. Dass es Dinge hat, die ihm Rückhalt, Sicherheit und Bestärkung geben.

Tipp: Das Übergangs-Buch kann das Portfolio des Kindes ideal ergänzen bzw. ein Teil davon sein.

Die 3 Ebenen der Übergangsbewältigung

Wilfried Griebel und Renate Niesel machen drei Ebenen aus, die für eine Bewältigung des Übergangs unerlässlich sind. Sie gehen bei ihren Überlegungen davon aus, dass die Kinder ihren eigenen Übergang aktiv mitgestalten wollen und von sich aus neugierig und interessiert sind.

Die drei Ebenen sind folgendermaßen aufgebaut:

  • Die individuelle Ebene: Die eigene Identität und Rolle verändert sich: Ein Kind wird zum Beispiel zum Krippen-, Kita- oder Schulkind. Dafür benötigen die Kinder neue Kompetenzen.

  • Interaktionale Ebene: Das Kind muss den Verlust von bestehenden Beziehungen sowie die Aufnahme neuer Beziehungen emotional verarbeiten. 

  • Kontextuelle Ebene: Es geht um die Herausforderung, neue Lebensbereiche in bestehende zu integrieren. Das bedeutet beispielsweise, eine Auseinandersetzung mit neuen Räumlichkeiten, Regeln und einer veränderten Tagesstruktur.

Der Abschied als Teil des Übergangs

Für Kinder stellt der Abschied von der Kita eine große Herausforderung dar. Denn ein Abschied bedeutet immer auch eine Veränderung.

Mit dem Neuanfang geht auch immer ein Abschied von der vorherigen Situation einher. Solch ein Abschied ist für die Kinder, aber auch deren Familien, ein emotionaler Moment. In dieser bedeutsamen Phase sind eine gute Kommunikation und die Einbeziehung der Kinder besonders wichtig. Die erfolgreiche Bewältigung kann als Prozess verstanden werden, der von allen am Übergang Beteiligten mitgestaltet wird.

Stärkungsbrief (Quadratisch)

Brief zur Verabschiedung

Als pädagogische Fachkraft baut man im Laufe der Zeit zu den Kindern eine Beziehung auf. Dabei befasst man sich als Bezugserzieher:in mit einigen Kindern meist besonders stark, baut eine enge Beziehung auf und ist vermutlich auch für das Portfolio dieser Kinder verantwortlich.
Es ist wichtig darauf zu achten, dass die enge Beziehung, die über die Kita-Zeit hinweg entsteht, bei einem Übergang des Kindes in die Schule – oder auch eine andere Einrichtung – nicht abrupt gelöst wird. Darum ist auch eine bewusste Verabschiedung voneinander ein wichtiger Teil des Übergangs.

Hierzu kann ein Brief an das Kind, der speziell zur Verabschiedung geschrieben wird, eine wertvolle Methode sein. In dem Brief zur Verabschiedung geht die pädagogische Fachkraft noch einmal auf das ein, was sie an dem Kind besonders schätzt. Ebenso kann der Brief beinhalten, welche Lernerfolge mit dem Kind gefeiert wurden oder welche besonderen Erlebnisse in Erinnerung bleiben. Als weiterer Aspekt können noch Wünsche für das Kind genannt werden oder Dinge, die man ihm für die Zukunft mit auf den Weg geben möchte.

Übergänge kindorientiert gestalten!

Wie Erzieher:innen ein Kind möglichst individuell und bedürfnisorientiert in der Eingewöhnung und bei Übergängen begleiten, zeigen wir in unserem Praxis-Kurs: Krippe, Kita, Schule – Eingewöhnung und Übergänge kindorientiert gestalten.

In dieser Fortbildung lernen Erzieher:innen die wichtigsten Grundlagen von Übergängen kennen, sowohl vom Elternhaus in die Krippe oder in die Kita, von der Krippe in die Kita und von der Kita in die Schule.  Dabei werden unter anderem die drei wichtigsten Entwicklungsaufgaben im Übergang Kita-Grundschule erläutert. Praktische Hinweise helfen zudem dabei, den Kindern die Übergangsphase zu erleichtern.

Literatur:

Jaszus, Reiner/ Ackermann, Andreas (Hrsg.) (2021): Sozialpädagogische Lernfelder für Erzieherinnen und Erzieher. Lernfelder 1 – 6 nach dem länderübergreifenden Lehrplan. Handwerk und Technik

Liegle, Ludwig (2011): Pädagogische Prinzipien zur Rechtfertigung von Kontinuität in den Bildungsverläufen von Kindern. In: Oehlmann, Sylvia/ Manning-Chlechowitz, Yvonne/ Sitter, Miriam (Hrsg.): Frühpädagogische Übergangsforschung. Von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule. Juventa

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